Nicht entgehen lassen, bei einem Aufenthalt in Hohenschwangau, sollte man sich einen Ausflug auf den Füssener Kalvarienberg. Er vereinigt in besonderer Weise Natur, Religion und Kunst und von seinem Gipfel aus hat man eine Traumaussicht auf den Allgäuer Königswinkel mit seinen Schlössern, Bergen und Seen.
Der im 19. Jahrhundert entstandene Kalvarienberg in Füssen liegt auf der rechten Seite des Lechs, gegenüber der romantischen Füssener Altstadt. Unter einem Kalvarienberg versteht man eine Art Kreuzweg, auf dem die Passion Christi dargestellt ist. So findet man entlang des Wegs auf den Kalvarienberg in Füssen zahlreiche sehenswerte Stationskapellen, in denen der Leidensweg von Jesus Christus dokumentiert worden ist. Besonders lohnenswert ist die Besichtigung der Marienkapelle, die zwischen 1840 und 1842 errichtet wurde und sich auf halber Höhe des Berges befindet. In ihr befindet sich eine imposante, überlebensgroße Maria. Auch die Heiliggrab-Kapelle, ein neugotischer Zentralbau aus dem Jahre 1843, und die sogenannte Kerkerkapelle sind überaus sehenswert. Entlang des Weges den Berg hinauf steht ein Sandsteinpfeiler, der an den früheren Füssener Stadtpfarrer Johann Baptist Graf erinnert, der für die Entstehung des Füssener Kalvarienbergs hauptverantwortlich war. Ein großer Förderer des Kreuzwegs war König Maximilian II., der das Schloss Hohenschwangau in der Nähe bauen ließ. Viele Maler, die in dem Schloss arbeiteten, wirkten später bei der Gestaltung der Kapellen auf dem Kalvarienberg mit. Der Sohn von Maximilian II., der bayerische Märchenkönig Ludwig II., beging den Kalvarienberg früher gerne und nahm des Öfteren an den Karfreitagsprozessionen auf den Gipfel teil. Vom Kalvarienberg aus erwartet einen eine traumhafte Aussicht auf die Stadt Füssen mit dem Hohen Schloss und dem barocken Kloster St. Mang, die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau sowie die Berge und Seen des Allgäuer Königswinkels. Nachfolgend stellen wir eine schöne und leichte Wandertour über den Füssener Kalvarienberg etwas näher vor. Dabei kommt man an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei und wenn man den Gipfel erreicht, lassen sich die versprochenen Traumaussichten genießen.
Die herrliche, etwa 4 Kilometer lange Aussichtstour über den Kalvarienberg beginnt an der Tourist Information in Füssen, die sich von Hohenschwangau aus schnell erreichen lässt. Durch die wunderschöne Altstadt mit ihren alten Häusern und Kirchen, den verwinkelten Gassen, gemütlichen Cafés und kleinen Läden geht es mit Blick auf das altehrwürdige Hohe Schloss, das zu den wichtigsten Profanbauten der deutschen Spätgotik gehört, bis zum Kloster St. Mang an der Lechhalde. Das barocke Benedektinerkloster, das im 9. Jahrhundert entstand, beeindruckt mit imposanten Räumlichkeiten wie dem Kaisersaal und beherbergt das Museum der Stadt Füssen, das hier unter anderem eine wertvolle Sammlung Lauten und Geigen sowie den ältesten bayerischen Totentanz ausstellt. Die Wanderung folgt nun dem Verlauf des Lechs, vorbei an der farbenprächtig bemalten Heilig-Geist-Spitalkirche, bis in das idyllische Bad Faulenbach. Dieser Ortsteil Füssens ist eine grüne Oase und ein landschaftliches Kleinod. In dem weitestgehend autofreien Tal erwartet einen Naturidylle pur. Sechs malerische Seen liegen hier dicht nebeneinander und auch der imposante Lechfall befindet sich im Faulenbacher Tal. Das beeindruckende Naturschauspiel hier, wenn sich tosende Wassermassen bis zu 12 Meter in die Tiefe stürzen, bevor sie in die Lechschlucht fließen, lässt sich sehr gut vom König-Max-Steg aus verfolgen, der über den Wasserfall führt und den man auf dem Weg zum Kalvarienberg überschreitet. Sehenswert hier am Lechfall ist auch noch eine Büste von König Maximilian II., die sich in einer Nische über der Schlucht befindet und eine versteinerte Muschel, die der Legende nach einen Fußabdruck des heiligen Magnus, dem Füssener Stadtpatron, darstellt. Durch ein malerisches, kleines Wäldchen geht es schließlich den Kalvarienberg hinauf. Unterwegs laden die insgesamt 14 Stationskapellen dazu ein, innezuhalten und den Leidensweg Christi nachzuverfolgen. Vom Dach der kleinen Gipfelkapelle aus, bietet sich einem dann der unvergessliche Ausblick über den Allgäuer Königswinkel mit seinen landschaftlichen und architektonischen Sehenswürdigkeiten. Die Gipfelkapelle wurde übrigens an einer Stelle gebaut, von der sie im beleuchteten Zustand sehr gut von Schloss Hohenschwangau aus zu sehen ist. König Maximilian, der das Schloss erbauen ließ in dem seine Familie zum Großteil des Jahres lebte, war zusammen mit seiner Frau Marie nämlich auch ein großer Förderer beim Bau des Kalvarienbergs. Ihr Sohn König Ludwig II. beging den Berg später häufig und auch viele andere Persönlichkeiten, die in Füssen zu Gast waren, wie zum Beispiel Erzherzog Rainer Joseph von Österreich und Joseph Kardinal Höffner gingen auf diesen Berg. Auf dem Rückweg dieser aussichtsreichen und geschichtsträchtigen Tour über den Füssener Kalvarienberg empfiehlt sich die Einkehr in ein gemütliches Café oder Restaurant in der romantischen Altstadt. Dort kann man es sich gut gehen lassen und sich mit leckeren Allgäuer Gerichten oder bayerischen Brotzeiten stärken, während man das rege Treiben in der Altstadt beobachtet, die beinahe schon ein italienisches Flair versprüht.
Wer sich in Hohenschwangau aufhält, sollte einen Ausflug über den Kalvarienberg in Füssen nicht versäumen. Hier erwarten einen jede Menge landschaftlicher, kultureller und religiöser Impressionen sowie eine Traumaussicht auf die Region.