Schloss Linderhof

Das Schloss Linderhof steht in dem oberbayerischen Ort Ettal im südlichen Bayern.

Es ist neben den Schlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau das dritte Schloss des ehemaligen bayerischen Königs Ludwig II. und das, in dem er sich mit Abstand am häufigsten aufhielt. Die „Königliche Villa“, wie das Schloss auch genannt wird, entstand zwischen 1869 und 1886.

Das Schloss sowie die dazugehörige wunderschöne Gartenanlage stehen zur Besichtigung offen und werden jedes Jahr von hunderttausenden Menschen besucht.


Die Geschichte des Schlosses

An der Stelle, wo später das Schloss Linderhof errichtet wurde, stand ursprünglich ein altes Bauernhaus, das König Ludwigs Vater Maximilian II. Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Jagdsitz umbauen ließ. König Ludwig II. begann ab 1868, vier Jahre nach seiner Krönung, mit der Planung einiger Schlossprojekte. So konkretisierten sich schnell die Pläne zur Errichtung von Schloss Neuschwanstein und auch die Ideen zum Neuen Schloss Herrenchiemsee reiften in dieser Zeit heran. Mit dem Försterhäuschen, das seinem Vater als Jagdsitz diente, hatte er ebenfalls große Pläne. Er ließ es zunächst von dem Architekten Georg von Dollmann zu einem kleinen Königshäuschen umbauen. Ab 1870 entstand dann ein Ostflügel und ein Jahr später ein Westflügel. Danach verband man beide Flügel durch einen Baukörper, der das königliche Schlafzimmer enthielt. Das neu entstandene Bauwerk bildete den Kern des späteren Schlosses. Ab 1873 wurden Steinmauern um das Schlösschen herum gebaut und das Dach erneuert. Das eigentliche Königshäuschen war inzwischen überflüssig geworden und wurde ein Jahr später an seinen heutigen Standpunkt, ungefähr 200 Meter westlich des Schlosses, versetzt. Der in der Folge gebaute Südtrakt gab dem Bauwerk dann endgültig die Form einer kompakten Schlossanlage. Im Jahr 1885 folgten die letzten Umbauten und eine Erweiterung des Schlafzimmertraktes durch den österreichischen Architekten Julius Hofmann, dann stand das Schloss in der Form, wie man es auch heute kennt. Es erinnert an ein typisches Lustschloss aus dem 18. Jahrhundert mit im Stil des Rokoko gestalteten Fassaden.

Die Innenräume

Die Räumlichkeiten im Schloss Linderhof sind prunkvoll eingerichtet und kunstvoll dekoriert. Hier entdeckt man glitzerndes Gold, glänzende Spiegel, Plüsch, Samt, Kristallleuchter, prächtige Gemälde und vieles mehr. Im Obergeschoss findet man unter anderem die beiden größten Räume des Schlosses – das königliche Schlafzimmer und den Spiegelsaal. An den Wänden und Decken sind überall kunstvolle Verzierungen und Malereien im Stil des Neorokoko zu sehen. Verantwortlich für die Innengestaltung war unter anderem der Theatermaler Christian Jank, nach dessen Entwürfen auch Schloss Neuschwanstein entstand. Im Speisezimmer des Schlosses sticht neben der prunkvollen Ausstattung eine Besonderheit ins Auge. Es ist mit einem sogenannte „Tischleindeckdich“ ausgestattet worden. Dabei wurde der Esstisch mit Hilfe einer Mechanik ein Stockwerk tiefer gelassen, wo er in der Küche von den Bediensteten gedeckt und danach wieder nach oben manövriert wurde. So konnte König Ludwig II. in Ruhe speisen, ohne von seinen Dienern umgeben zu sein. Das königliche Schlafzimmer ist der größte Raum von Schloss Linderhof und erinnert an das Schlafzimmer des französischen Sonnenkönigs in Versailles. Ludwigs Verehrung des französischen Königshauses spiegelt sich auch in einigen weiteren Details im Schloss Linderhof wider. So sind zum Beispiel Szenen aus dem Leben am französischen Hof im Speisesaal dargestellt worden und in anderen Räumen findet man Porträts französischer Adliger. Insgesamt dürfte die pompöse Innenausstattung des relativ kleinen Schlosses jeden Besucher faszinieren, denn hier erlebt man ein wahrhaft königliches Ambiente.

Der Schlossgarten

Genauso sehenswert wie das Schloss selbst, ist der kunstvoll angelegte Schlossgarten, der viele Sehenswürdigkeiten bereithält. Verantwortlich für seine Planung war der bayerische Hofgärtner Carl von Effner. Der eigentliche Garten des Schlosses weist Anleihen von Barock- und Rokokogärten auf, während der große Park drumherum mit seinen verschlungenen Wegen und Baumgruppen an englische Landschaftsgärten erinnert. Im gesamten Schlosspark findet man viele Zierbauten und Attraktionen, zum Beispiel einen kunstvollen Neptun-Brunnen und ein Bassin, ein künstlich angelegtes Wasserbecken, aus dem eine über zwanzig Meter hohe Fontäne herausschießt. Im Schlossgarten kann man das eigentliche Königshäuschen und einige weitere exotische Parkbauten bewundern. Im Untergeschoss des Königshäuschens wartet auf die Besucher eine Ausstellung, die seine Geschichte bis zurück zu Maximilian II. erzählt. Der Maurischen Kiosk ist ebenfalls sehr sehenswert. Bei ihm handelt es sich um einen Pavillon mit einer goldenen Mittelkuppel, der mit beeindruckenden Beleuchtungskörpern, einem Marmorbrunnen und einem in Frankreich hergestellten Pfauenthron ausgestattet ist. Das Bauwerk wurde ursprünglich 1867 von den Preussen als Beitrag zur Weltausstellung in Paris erschaffen. Später erwarb Ludwig es und ließ es nach seinen Wünschen umbauen.

Beeindruckend ist auch das Marokkanische Haus,  das prunkvoll im afrikanischen Stil mit Stoffen und Teppichen ausgestattet ist. Die sogenannte Hundinghütte wurde nach einem Szenenbild der Oper Walküre von Richard Wagner, den Ludwig sehr bewunderte, gebaut. Die Idee zur sogenannten „Einsiedelei des Gurnemanz“ - einer Einsiedlerhütte im Schlosspark – entstammt ebenfalls einem Werk Wagners, nämlich der Sage Parzival. Besonders faszinierend ist die künstliche Venusgrotte, die mit Szenen aus der Oper Tannhäuser ausgemalt worden ist und eine elektrische Beleuchtungsanlage enthält. Der Venustempel ist ein griechischer Rundtempel, in dem sich eine überlebensgroße Venusfigur aus Marmor befindet. Das älteste Gebäude der Schlossanlage ist die Kapelle St. Anna, die 1684 errichtet worden ist. Die kleine Kapelle ist der Mutter Maria geweiht und wurde unter König Ludwig neu gestaltet und mit Glasfenstern versehen. Eine schöne Aussicht auf die gesamte Schloss- und Gartenanlage bekommt man vom Musikpavillon im Norden. Jedes Bauwerk im Schlossgarten ist eine Attraktion für sich und glänzt durch unglaubliche Liebe zum Detail und einer kunstvollen Gestaltung. Die Garten- und Parkanlage Linderhof ist ein Musterbeispiel für die Gartenkunst im Historismus. Bei ihrer Entstehung waren zeitweise bis zu 180 Arbeiter gleichzeitig tätig.

Das prächtige Schloss Linderhof kann das ganze Jahr über täglich, außer an einigen Feiertagen, besichtigt werden. Die Parkbauten sind allerdings im Winterhalbjahr, ab dem 16. Oktober bis zum März, geschlossen. Eine Besichtigung ist nur geführt möglich und sie dauert etwa 25 Minuten. Im Sommer und Herbst werden außerdem spannende Park- und Themenführungen für Erwachsene sowie spezielle Kinderführungen angeboten. Verschiedene Themenführungen für Gruppen gibt es ebenfalls. Während der Sommerferien ist das Ferienprogramm „Familien entdecken Linderhof“ ein großer Spaß für Jung und Alt. Schloss Linderhof galt als das Lieblingsschloss des Märchenkönigs und es ist das einzige größere Schlossprojekt, das zu seinen Lebzeiten vollendet wurde. Hier bekommt man einzigartige Impressionen, wie der beliebte Märchenkönig lebte und welche Ideale und Träume er verfolgte.

Schloss Linderhof ist ca. 45 Minuten von Schwangau entfernt.

Ankunft
Abreise
Erwachsene
2
Kinder
0